Der Zwang
1.) In steiler Wand hängt pflichtbewußt,
der Bergfreund Friedrich ohne Lust,
ängstlich, aber dienstbeflissen...
fühlt er sich total beschissen...
und irgendwie etwas belämmert,
weil's über ihm schon wieder hämmert.
2.) Ach, könnte er jetzt klettern gehen,
wie wär' das Leben doch so schön !
Statt dessen folgt er einem Zwerge
nun schon seit langem in die Berge,
und hilft demselben durch sein Handeln
den Fels mit Ringen zu verschandeln.
3.) Und später strebt Freund Friedrich dann
im Sandstein nach dem kleinen Mann,
und kommt geschoben und gezogen
im X-ten Grade noch nach oben,
wobei er stets und laut beteuert:
"Was bin ich blöde und bescheuert !".
4.) "Was will ich hier?" - schreit er mitunter,
"Laßt mich doch endlich wieder runter!
Ich muß doch wirklich dämlich sein,
oh Gott, bin ich ein dummes Schwein!"
Dann ruft er hoch ganz fürchterlich:
"Du, alter Zwerg, ich hasse Dich!"
5.) Und spricht man ihn von unten an:
"Nun bleibe doch mal ruhig, Mann!"
dann kommt als Antwort oft gar barsch:
"Du, Rindvieh, leck mich doch am Arsch!".
6.) Die Hände bluten schon dem Armen,
er stöhnt und ächzt zum Gotterbarmen,
dann hechelt er wie in den Wehen,
man kann die Zunge züngeln sehen.
Und jeder merkt's dem Friedrich an,
er ist belegt mit einem Bann.
7.) So treibt die Kletterei hiernieden
Zuweilen oft die tollsten Blüten,
und man verfällt ein Leben lang dem
schier verrücktem Kletterzwang.
Doch, wenn wir das als schön empfinden,
dann laßt uns kämpfen drum und schinden!
Autor/in: Peter Hähnel
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